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Wie viele?

 

So lichtblaue Himmel noch, wie viele

können deine Augen wohl noch sehen?

Wie viele Gedanken- und Wolkenspiele

bis der Motor endlich still wird stehen?

Immer, immer näher setzt du Tagesziele dir,

berücksichtigst Wolken- und Sonnenstunden,

auch des Großen Gartens Jahreswiesenzier

sind bestimmend bei gewählten Runden.

Wieviel Freuden und Tränen lösen sich ab,

wieviel Schönheit kannst du noch genießen,

wieviel Träume finden endgültig ihr Grab,

wenn Augen für immer ihre Fenster schließen?

Alte Mieter

 

Komm, lass aus diesem Haus uns gehn.

Hier wird es für uns kalt.

Bald können wir nun nicht mehr sehn,

was auch an Wert uns galt.

Komm lehne dich an diesen Baum.

Noch gibt er sicheren Halt.

Und stütze dich auf diesen Zaun,

denn fort ist er schon bald.

Was du hier verwurzelt hast,

Das wird nun nicht mehr sein.

Dank junger Männer Körperkraft

Ist der Boden rein.

Pflanzen, mit viel Bedacht gewählt,

wurden sauber abgemäht.

Was dein Leben reicher machte

und auch anderen Freude brachte,

ist dir nun verwehrt.

Am Haus das Stückchen Land

wird pflegeleicht geführt.

Es will nicht mehr die alte Hand,

die es mit Blumen ziert.

Nur Gedanken

 

Es ist, wie es ist, der Tod gehört zum Leben.

Die Vernunft sagt: Sterben müssen alle,

und das Herz weint, warum aber so.

Die Weisheit verkündet: Nicht jeder wird so alt,

aber das Herz weiß, andere werden noch älter.

Die Vorsicht mahnt: Die Belastung war schon zu schwer.

Doch das Herz zweifelt, vielleicht hätte die Kraft gereicht?

Die Einsicht erklärt: Der Körper war längst verbraucht.

Das Herz erinnert, er hätte viele Krisen überstanden.

Der Verstand entscheidet: Die Zeit war endgültig abgelaufen.

Das Herz jedoch klagt, warum nicht noch einen Sommer nur?  

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